Die hl. Messe ist das vorzüglichste Brandopfer.
1. Im
Alten Bunde hatte Gott durch seinen Diener Moses
hauptsächlich vier Arten von Opfern angeordnet, nämlich 1.
Brandopfer zur
Anerkennung und Anbetung der höchsten Majestät Gottes; 2.
Lob- und Dankopfer
für die von Gott empfangenen Wohltaten; 3.
Fried- und Bittopfer,
um neue Wohltaten von Gott zu erlangen; 4.
Sühn- und Bußopfer
zur Nachlassung der Sünden und Sündenstrafen. Jede Art wurde
auf besondere Weise dargebracht, und man konnte nicht
zweierlei Opfer auf einerlei Weise verrichten.
2. Vom
Anfange der Welt bis auf Christus sind dem allmächtigen Gott
unzählbare Brandopfer dargebracht worden, welche ihm nach
Zeugnis der Heil. Schrift lieb und angenehm waren. Nach dem
Gesetze des Moses mussten die Juden täglich zwei einjährige,
fehlerlose Lämmer als Brandopfer darbringen, eines des Morgens,
das andere am Abend, am Sabbath aber morgens und abends jedes
Mal zwei Lämmer. An jedem Neumondtag musste der Monat geheiligt
werden durch ein Brandopfer von sieben Lämmern, zwei Rindern und
einem Widder, ebensoviel mussten sie zu Ostern und Pfingsten
sieben Tage nacheinander opfern und zum Laubhüttenfest sogar
sieben Tage hindurch mehr als das Doppelte. Außer diesen
Hauptfesten gab es noch andere, und neben diesen teuren
gebotenen Opfern brachte noch jeder nach seiner Andacht Rinder,
Kälber, Schafe, Lämmer, Widder, Tauben, Wein, Brot, Weihrauch,
Salz und Ölkuchen, alles zu dem obengenannten vierfachen
Opferzweck.
3. Dies
alles beschreibe ich deswegen, damit du wissest, was für teure,
mühselige und unsaubere Opfer die alten Patriarchen und
jüdischen Priester früher hatten. Gleichwohl haben sie mit
diesen ihren teuren und mühseligen Opfern Gott nur geringe Ehre
erwiesen und geringen Lohn verdient, wie der hl. Paulus im Brief
an die Hebräer öfter hervorhebt. Wenn es trotzdem heißt, sie
seien Gott zum lieblichsten Geruch gewesen, so waren sie das nur
als Vorbilder des blutigen Opfers Christi. Daraus nimm ab, wie
unglückselig die Juden waren und wie glückselig wir Christen
sind. Denn der gütigste Jesus hat uns ein Brandopfer
hinterlassen, welches nichts kostet und leicht zu opfern ist und
dennoch der göttlichen Majestät das angenehmste, dem Himmel das
erfreulichste, der Welt das nützlichste und dem Fegefeuer das
tröstlichste ist.
4. Wenn
einer alle Schlachtopfer, welche vom Anfange der Welt bis auf
Christus geopfert worden, alle zusammen mit eigener Hand und
höchster Andacht geschlachtet, verbrannt und Gott aufgeopfert
hätte, so hätte ein solcher ohne Zweifel Gott durch diese
vieltausendmal tausend Opfer einen großen Dienst und besondere
Anbetung erwiesen. Aber dieser Dienst und Gefallen wäre in
keiner Weise mit demjenigen zu vergleichen, welcher der
göttlichen Majestät entspringt aus einer einzigen hl. Messe,
gelesen von einem armen Priester und aufgeopfert von einem
einfältigen Laien. Du wirst es aber einsehen, wenn ich dir
erkläre, welches Brandopfer die katholische Kirche in der
heiligen Messe hat.
5. Das
jüdische Brandopfer war bestimmt zur Anerkennung der höchsten
Majestät Gottes. Sollen wir das christliche Opfer mit dem
Brandopfer vergleichen, so muss es ebenfalls sein ein
Sakrifizium, für Gott allein bestimmt, in welchem eine sichtbare
Gabe von einem rechtmäßigen Priester zur Anerkennung der
höchsten Herrschaft Gottes über alle Geschöpfe dargebracht und
geheiligt wird. Der hl. Thomas von Aquin führt aus (Sa 2 II. qu.
86): „Durch solches Brandopfer bezeugen wir, dass Gott ist der
erste Anfang alles Bestehens und das letzte Ziel und Ende aller
Seligkeit sowie der höchste Herrscher aller Dinge sei. Zur
Bezeugung alles dessen und unserer schuldigen Untertänigkeit
geben wir ihm eine sichtbare Gabe, die seiner höchsten Majestät
angemessen ist, ganz und gar hin.“
6.
Dieses hochbedeutungsvolle Opfer hat Gott sich ganz allein
vorbehalten und nie einem anderen zugestehen wollen. Bei Isaias
(42, 8) spricht er: "Ich bin der Herr, das ist mein Name; meine
Ehre gebe ich keinem anderen, meinen Ruhm nicht den
Götzenbildern", ähnlich heißt es ja auch im ersten der zehn
Gebote. Hieraus erkennt man die Hoheit und Würde des Opfers,
weil man es keinem Geschöpf, nicht der Muttergottes und nicht
allen Heiligen zusammen aufopfern kann, sondern es muss ganz
allein Gott als dem Allerhöchsten dargebracht und aufgeopfert
werden. Er hat uns erlaubt, dass wir seine lieben Heiligen
loben, lieben, ehren, anrufen, und allerhand äußere und innere
Dienste erweisen mögen; Er hat uns aber niemals erlaubt, dass
wir ihnen eine Messe oder ein Brandopfer darbringen. Daher sagt
das Konzil zu Trient: "Wiewohl die Kirche zu Ehren und zum
Gedächtnis der Heiligen zuzeiten einige Messen zu lesen pflegt,
so lehrt sie dennoch, dass nicht jenen das Opfer dargebracht
werden darf, sondern allein Gott, der sie gekrönt hat, weshalb
der Priester nicht sagt: ich opfere dir, Petrus oder Paulus, das
Sakrifizium auf, sondern, indem er Gott für ihre Siege Dank
sagt, ruft er ihre Fürbitte an, damit diejenigen für uns
einzutreten sich würdigen mögen im Himmel, deren Gedächtnis wir
auf Erden feiern" (Sitzg. 22, Kap. 3). Die Kirche lehrt also,
dass man keinem Heiligen die Messe aufopfern darf, sondern nur
Gott. Tun wir das um eines Heiligen willen, so tragen wir zu
dessen größerer Ehre im höchsten Maße mit bei.
7. Nun wollen wir
erklären, wie und in welcher Meinung die Brandopfer gefeiert
wurden, um daraus ihren hohen Wert zu erkennen. Im Alten
Testamente hatten sie ihren Namen daher, dass bei ihnen alles
Fleisch auf dem Altare verbrannt wurde, was bei den anderen
Opfern nicht geschah; bei diesen wurde vielmehr nur ein Teil
verbrannt und das übrige von den Priestern und den Opfernden
gegessen. Beim Brandopfer wurde darum alles verbrannt, um zu
bezeugen, dass Gott alles zustehe und seiner Ehre und seinem
Dienste alles geopfert werden muss. Wenn er dieses nach
strengster Gerechtigkeit fordern wollte, so könnte er in Seiner
strengen Gerechtigkeit mit gutem Rechte das Leben der Menschen
als Opfer fordern ähnlich wie er dem Abraham befohlen, dass er
seinen Sohn Isaak opfern sollte; er war aber zufrieden, als er
den bereitwilligen Gehorsam Abrahams sah. Im Gesetz hatte er
auch befohlen, man solle ihm die erstgeborenen Kinder aufopfern,
und als Begründung hinzugefügt: "Heilige mir die Erstgeburt,
denn alles ist mein (2.Mos. 13, 2); er begnügte sich aber damit,
dass die Mütter ihm die Kinder zum Tempel brachten und sie mit
Geld auslösten.
8.
Endlich musste ihm auch der Sohn Marias als der Erstgeborene
aufgeopfert werden, aber wenn ihn seine Mutter auch mit fünf
Sekel auslöste, war er doch damit noch nicht zufrieden, sondern
das Kindlein musste in seinem Herzen sprechen: "Schlachtopfer
und Gaben hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir
zubereitet; an Brandopfern und Sühnopfern hast du kein
Wohlgefallen: Siehe, ich komme, deinen Willen, o Gott, zu
erfüllen" (Hebr. 10, 5ff.). So bot er schon beim Eintritt in die
Welt seinen Leib als Opfer an, und seine Mutter, wenn sie ihn
auch losgekauft hatte, musste ihn dennoch später hergeben, dass
er gepeinigt, geschlachtet und getötet würde, auf dass durch
diesen kostbaren Tod alle Menschen von der Schuldigkeit, ihr
Leben Gott hinzuopfern, befreit würden. Davon spricht St. Paulus
(2. Kor. 5,14f.): "Ist einer für alle gestorben, so sind alle
gestorben, und für alle ist Christus gestorben." Weil nämlich
sein Leben viel edler war als das Leben aller Menschen
zusammengenommen, so ist sein Tod allein viel mehr wert als der
Tod aller Menschen. Weil nun Christus in jeder Messe Gott wieder
als Opfer dargebracht wird, so empfängt der himmlische Vater
mehr Ehre aus einer Messe, als wenn alle Menschen ihm ihr Leben
als Opfer bringen würden.
9.
Deswegen spricht Pater Gervasius: „Das hl. Messopfer ist unter
allen Werken der Andacht und Gottseligkeit darum das
allervorzüglichste“ Warum? Weil wir darin nicht so sehr mit
Worten als vielmehr durch das Werk bezeugen, dass wir zu seiner
Ehre unser Leben hinzugeben verpflichtet sind, dass Gott das
Recht hat, das Opfer unseres Lebens von uns zu erhalten. Es ist
dasselbe, wie vorzeiten ein jüdischer Priester beim Opfer gesagt
hatte: Gleichwie ich hier das Lämmlein Gott zu Ehren schlachte,
so könnte auch Gott als der höchste Herr, wenn er wollte, uns
allesamt vernichten. Denn er ist durchaus würdig, dass unser
Leben ihm zu Ehren hingegeben würde, was ich durch das
Schlachten dieses Opferlammes bezeuge, an dessen Stelle
eigentlich mein eigenes Leben aufgeopfert werden müsste."
10.
Darum sagt Pater Sanchez: "In der hl. Messe leisten wir Gott
solchen Dienst und Ehre, dass Größeres ihm nichts auf der Welt
geleistet werden kann. Denn wir bezeugen, dass seine Majestät so
groß und mächtig sei, dass ihm nicht das Leben von Kälbern und
Böcken, sondern das allerkostbarste Leben und teuerste Blut des
allerhochwürdigsten Sohnes Gottes aufgeopfert werden muss."
Beachte doch, was dieser Gelehrte von der Kostbarkeit der hl.
Messe sagt und was für eine gewaltige, ja unendliche Ehre wir
dadurch dem allmächtigen Gott erweisen können. Wolltest du denn
nicht also gerne die hl. Messe besuchen, dass du zugleich mit
dem Priester diese große Ehre deinem wahren Gott und
rechtmäßigen Herrn verschaffest? Wenn du aber die hl. Messe aus
Leichtsinn versäumst, so stiehlst du gleichsam deinem Gott diese
Ehre, die du ihm durch die hl. Messe hättest erweisen können und
sollen.
11. Nun
höre noch, was Marchantius sagt: "Was ist die hl. Messe anderes
als eine tägliche Gesandtschaft an die hl. Dreifaltigkeit mit
einem allerkostbarsten Geschenk, welches wir ihm zur Anerkennung
seiner höchsten Herrschaft über alle Geschöpfe und zum Zeugnis
unserer Untertänigkeit aufopfern? Ihm, als den Urheber des
Lebens und des Todes, wird das Leben und der Tod Jesu Christi
als ein täglicher Tribut von der streitenden Kirche, unter
Mitwirkung und in Gegenwart der triumphierenden Kirche
aufgeopfert, damit ihm als dem einigen und dreifaltigen Gott die
höchste Ehre von allen seinen Geschöpfen geleistet werde und
damit auch seine höchste Macht, Weisheit, Güte und alle
unendlichen Vollkommenheiten, die in diesem Geheimnisse
hervortreten, würdig geehrt werden. Was kann dem höchsten Gott
angenehmer sein, als dass Himmel und Erde zusammen seine große
Macht und Herrlichkeit verehren?"
12.
Diese Erklärung des wahren Brandopfers ist so wichtig, dass man
nie unterlassen soll, das Volk darüber zu unterrichten und ihm
dieselbe ans Herz zu legen. Ja, Himmel und Erde helfen zusammen,
um in der Heiligen Messe Gott dem Herrn in würdiger Weise Ehre
und Dank darzubringen. Die heiligen Engel tragen das Opfer in
den Himmel empor und bringen es Gott dar. Bei diesen Worten
können wir uns wohl des Gebetes erinnern, welches der Priester
bald nach der Wandlung tiefgebeugt spricht: "Wir bitten dich in
Demut, allmächtiger Gott, lass dieses durch die Hände deines hl.
Engels hingetragen werden zu deinem hohen Altar, vor das
Angesicht deiner göttlichen Majestät", und können uns dabei
vorstellen, dass die Engel vom Himmel herabgekommen sind,
wunderbar geschmückt, und mit großer Freude und Andacht um den
Altar knien und den Leib und das Blut Christi anbeten. Dann
dürfen wir uns weiter vorstellen, als ob einer von ihnen,
würdiger noch und schöner als die übrigen, die hl. Hostie für
einen Augenblick zum Himmel trüge und sie dort dem Angesichte
Gottes vorstellte. Ach, noch viel größere Ehre und Freude ist
es, die Gott durch das hochheilige Opfer empfängt, da ihm
dieselbe nicht bloß von Menschen und Engeln, sondern von
Christus selbst erwiesen wird.
13. Die
höchste Ehre, welche Gott durch das Brandopfer der Heiligen
Messe erfährt, wird Ihm weder von den Menschen, noch von den
Engeln, sondern von Christus selbst erwiesen. Denn Christus
allein weiß und erkennt die unendliche Größe und Herrlichkeit
der göttlichen Majestät und Er allein weiß und erkennt, welche
unendliche Ehre ihr gebührt. Deshalb kann nur Er allein, und
außer Ihm niemand anders, ihr die gebührende Ehre erweisen, und
Er erweist ihr auch wirklich in einer jeden Heiligen Messe die
unendliche Ehre, welche der göttlichen Majestät gebührt. Wiewohl
die Engel und die Menschen zur Ehre Gottes viel tun können, so
ist doch das alles gegen die Ehre, welche Christus Ihm erweist,
beinahe für nichts zu schätzen.
14.
Gesetzt den Fall, der Türke würde unser Land erobern und uns
drohen, dass er, wenn wir nicht Christus verleugneten, uns alle
aufs entsetzlichste martern und endlich lebendig verbrennen
lassen werde. Wenn wir nun einstimmig antworteten, lieber zu
sterben, als von Christus abzufallen, und uns dann allesamt
peinigen und lebendig verbrennen ließen, sollte diese heroische
Tat dem allmächtigen Gott nicht aufs höchste gefallen und zu
großer Ehre gereichen? Ohne Zweifel. Gleichwohl aber würde diese
große Ehre gegen die unendliche Ehre, welch der höchsten
göttlichen Majestät gebührt, für nichts zu schätzen sein. Da
sich der eingeborene Sohn Gottes, auf dem Altare
vor der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aufs tiefste
erniedrigt, ja gleichsam zu einem verächtlichen Würmlein macht
und ihr in dieser äußersten Verdemütigung die höchste Ehrfurcht
erweist, so ist dies für die allerheiligste Dreifaltigkeit eine
solche Ehre, dass ihr keine größere erwiesen werden kann.
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