Die Erklärung des Heiligen Messopfers
von Pater Martin von Cochem
Katechese
12. Kapitel
Die hl. Messe ist das allerhöchste Lobopfer.
1. Was
für ein gewaltiger Herr der allmächtige Gott ist, kann kein Mensch
begreifen und kein Engel aussprechen. Seine Wesenheit ist unendlich,
seine Heiligkeit unergründlich, seine Herrlichkeit ist unschätzbar
und seine Reichtümer sind unvergleichlich. Er ist die allerstrengste
Gerechtigkeit, die allermildeste Barmherzigkeit, die
liebenswürdigste Freundlichkeit und die wunderbarste Schönheit.
Wiewohl alle Engel und Heiligen ihn von Herzen lieben, so erzittern
sie dennoch vor seiner furchtgebietenden Majestät und beten dieselbe
auf ihrem Angesicht liegend mit tiefster Ehrerbietung an. Aus allen
Kräften loben, preisen und benedeien sie seine unendliche
Vollkommenheit und können sich niemals ganz am Lobe Gottes
ersättigen. Dieses Lob will Gott von ihnen haben, wie es ihm als dem
höchsten Herrn gebührt und wegen seiner unendlichen Herrlichkeit am
vollsten Maße zukommt.
Von
Ewigkeit her, ehe noch etwas erschaffen war, lobte der allmächtige
Gott sich selbst, und die drei göttlichen Personen freuten sich
ihrer Majestät und Herrlichkeit. Gott Vater lobte die unergründliche
Weisheit des Sohnes, Gott der Sohn lobte die allermildest Gütigkeit
des Heiligen Geistes, und dieser pries die unendliche Allmacht des
Vaters. Dies können wir abnehmen aus den Offenbarungen der hl.
Mechtildis, zu welcher Christus sprach: "Wenn du mich loben willst,
so ehre mich in Vereinigung mit der allerhöchsten Verherrlichung,
mit welcher Gott Vater in seiner Allmacht und der Heilige Geist in
seiner Liebe mich von Ewigkeit geehrt haben, ebenso in Vereinigung
mit der allerhöchsten Ehre die ich durch meine unerforschliche
Weisheit dem Vater und dem Heiligen Geiste, und der Heilige Geist
durch seine unwandelbare Liebe dem Vater und mir von Ewigkeit
geschenkt haben."
2.
Durch seine unendliche Güte angetrieben, erschuf der liebe Gott
Himmel und Erde, Engel und Menschen, lebendige und leblose
Kreaturen, um auch von diesen nach seiner Würde und Ihren Kräften
gelobt und geehrt zu werden. Dass dieses seine hauptsächlichste
Absicht war, bezeugt die hl. Schrift (Sprichw. 16, 4): "Der Herr hat
alles um seiner selbst willen gemacht", nämlich um von seinen
Geschöpfen erkannt, gelobt und geehrt zu werden. Dies haben die
Engel gleich nach ihrer Erschaffung getan, tun es noch jetzt und
werden es tun in alle Ewigkeit. Dieses haben auch Sonne und Mond und
alle Sterne getan, wie Gott selbst bei Job (38, 4 u. 7) bezeugt: "Wo
warest du, als ich die Gründe der Erde legte? Da mich die
Morgensterne lobten allzumal und alle Kinder Gottes jauchzten?"
Diese Kinder Gottes waren die Engel, welche schon erschaffen waren,
als Gott die Erde gründete. Alle vernunftlosen und leblosen
Geschöpfe, nämlich alle zahmen und wilden Tiere, alle Bäume und
Pflanzen, alle Steine und Metalle, loben auch Gott, jedes nach
seiner Art, und gereichen ihrem Schöpfer zur Ehre, weil er ihnen ihr
Dasein gegeben hat. Darüber belehrte Christus die hl. Mechtild mit
den Worten: "Wenn der Priester in der hl. Messe (bei der Präfation)
spricht: Durch welchen die Engel deine Majestät loben, so lobe mich
in Vereinigung mit dem himmlischen Lobe, mit welchem die hl.
Dreifaltigkeit sich selbst lobt und von ihr gelobt wird, und welche
überfließt in die seligste Jungfrau Maria und in alle Engel und
Heiligen. Danach sprich ein Vaterunser und opfere es mir in
Vereinigung des Lobes, mit dem mich loben Himmel und Erde und alle
Kreaturen." -
3. Wenn
denn also alle Geschöpfe Gott loben, wie viel mehr sind dann die
Menschen schuldig, Gott zu loben und zu preisen, weil sie ja
hauptsächlich deswegen von Gott erschaffen und mit der Vernunft
begabt worden sind. Das hat vor allen Vätern des Alten Testamentes
David wohl beherzigt und im Wunsche, den höchsten Gott nach all
seinen Kräften zu loben, die Psalmen gedichtet und selbst gebetet,
in welchen ja lauter Lob Gottes begriffen ist. Er muntert sich
selbst darin zum Lobe Gottes auf, ruft Himmel und Erde an und lädt
alle Geschöpfe ein, dass sie ihm helfen sollen, seinen und ihren
Gott aus allen Kräften zu loben. Auf dass auch seine Nachkommen
fortfahren sollten, Gott zu loben, deswegen hat er die Psalmen
aufgeschrieben und sie den Priestern und Leviten eingehändigt und
ihnen befohlen, den Gott Israels täglich während des Gottesdienstes
auf solche Weise zu loben und zu ehren. Ähnlich haben es die drei
Jünglinge im Feuerofen gemacht: sie haben mitten im Feuer mit heller
Stimme das Lob Gottes gesungen und alle Geschöpfe dazu eingeladen
mit den Worten: "Preiset alle Werke des Herrn den Herrn, lobet und
erhebet ihn in alle Ewigkeit! Lobet ihr Engel des Herrn den Herrn,
lobet und erhebet ihn in Ewigkeit." (Dan. 3, 57f.). Da nun die Juden
Gott so gelobt haben, wie viel mehr sind wir Christen dazu
verpflichtet, weil wir ja deswegen zu Kindern Gottes angenommen
sind, wie Paulus an die Epheser (1.5f.) schreibt: "Er hat uns
vorherbestimmt zur Kindschaft, zum Preise der Herrlichkeit seiner
Gnade." Das heißt: Gott hat uns zu seinen Kindern angenommen, damit
wir seine Glorie und Gnade preisen sollen. Dies ist unsere Pflicht
und Schuldigkeit, ja die aller Menschen, u. zw. so sehr, dass sich
gegen Gott versündigt, wer ihn zu loben unterlässt. Das haben viele
fromme Könige, Kaiser und Fürsten so tief beherzigt, dass sie viele
herrliche Kirchen gebaut und Klöster gegründet haben, damit Tag und
Nacht Gott der Herr gelobt und gepriesen würde. Zu diesem Zweck hat
auch die katholische Kirche angeordnet, dass jeder Geistliche,
sobald er die Weihe des Subdiakonats empfangen hat, von demselben
Tage an bis zur letzten Krankheit täglich beten und Gott loben soll.
Ebendieselbe Pflicht haben alle zum Chordienste verpflichteten
Klosterfrauen wie auch alle Ordensgeistlichen. Sie alle setzen ihre
Freude darein, bei Tag und bei Nacht ihren Gott und Schöpfer fleißig
und andächtig zu loben.
5. Zum
eifrigen Lobe Gottes ermahnt die hl. Schrift mit nachdrücklichen
Worten, z. B.: "Preiset den Herrn, so hoch ihr könnet, er ist doch
noch höher; lobet den Herrn erhebet ihn, so viel ihr könnet, denn er
ist grösser als alles Lob." (Sir. 43,32f.) "Lobet den Herrn in
seinen Kräften, lobet ihn nach seiner vielfaltigen Größe." (Ps. 150,
2.) Wenn aber seine Größe all unser Lob übersteig wie sollen wir da
unsere Schuldigkeit erfüllen können?
Da Christus sah, dass die menschliche Schwachheit den großen
Gott niemals würdig werde preisen können, deswegen setzte er beim
letzten Abendmahl die hl. Messe ein, welche mit vollstem Recht ein
Lobopfer genannt und von der Kirche täglich und stündlich bei Tag
und Nacht dem höchsten Gott als ein wahres Lobopfer dargebracht
wird. Wie oft muss der Priester am Altare sprechen: "Wir opfern dir
auf ein Opfer des Lobes!" Beim Gloria spricht der Priester und singt
der Chor: "Ehre sei Gott in der Höhe,... wir loben dich, wir preisen
dich, wir beten dich an, wir verherrlichen dich" usw. Nach der
Präfation heißt es: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der
Heerscharen, Himmel und Erde sind voll seiner Herrlichkeit, Hosanna
in der Höhe. Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn,
Hosanna in der Höhe!" Ist das nicht ein hohes Lob Gottes? Singen
nicht die Seraphim im Himmel das dreifache Sanktus? Haben das
Hosanna nicht die unmündigen Kinder aus Eingebung des Heiligen
Geistes am Palmsonntage gesungen? So wiederholt die Kirche dieses
hohe Lob alle Tage vieltausendmal und preist den großen Gott in
allen Messen durch den Mund der Priester. Gewiss ist es, dass wir
Menschen zu dem Zwecke erschaffen sind, um Gott zu loben und zu
preisen, u. zw. nicht bloß mangelhaft, sondern auf die allerbeste,
ja, auf unendliche Weise. Denn, weil Gottes Größe unendlich ist, so
gebührt ihm auch unendliches Lob. Wer will aber einen Lobgesang
erfinden, der alle göttlichen Vollkommenheiten in sich begriffe, und
der ihn preist nach seiner Würde? Weil das niemand kann, so sind wir
Christo unendlichen Dank schuldig, dass wir durch die hl. Messe
allen Mangel ersetzen und unserm Gott ein würdiges Opfer darbringen
können.
8.
Hierüber sagt der hl. Laurentius Justiniani: "Gewiss ist es, dass
Gott durch nichts anderes mehr gelobt werden kann als durch das
unbefleckte Opfer des Altares, welches Christus hauptschlich
deswegen eingesetzt hat, damit seine Kirche Gottes Lob vollbringen
könne." Wenn wir also Gott würdig loben wollen, so können wir das
nicht besser als durch Anhörung und Aufopferung der hl. Messe. Denn
da wird Gott ein unendliches Lob, nämlich das göttliche Lob seines
Sohnes, gebracht. Da preist Christus den himmlischen Vater in der
Tat mit so hohem Lob, wie es der Würde Gottes entspricht und wie es
weder die Engel noch Heiligen, viel weniger aber die Menschen
können. Durch eine einzige hl. Messe empfängt Gott viel größeres
Lob, als von allen Engeln und Heiligen je geleistet werden kann.
9. Der
hl. Irenäus erzählt von einer frommen Jungfrau, die aus Liebe zu
Gott von der Begierde, ihn zu loben, entflammt war und deswegen oft
zu Gott seufzte: "0 hätte ich tausend Zungen, mit welchen ich dich,
o mein Gott, loben könnte! O hätte ich in meiner Gewalt alle
Menschen, dass ich sie alle zu deinem Lobe entflammen könnte! 0
könnte ich allen unvernünftigen und leblosen Kreaturen Verstand und
Herzen geben, um dich unaufhörlich zu loben! 0 könnte ich neue
Himmel erschaffen und sie mit Seraphim anfüllen, ich würde keine
Mühe scheuen, um es zu vollbringen! Hätte ich solche Leibes- und
Seelenkräfte, dass ich allein dich mehr anbeten, loben, ehren und
preisen könnte als alle Chöre der Engel und alle Scharen der
Heiligen tun, wie glücklich würde ich mich schätzen!" Das waren die
inbrünstigen Gebete dieser Gottliebenden Seele, von denen ihr Herz
immerdar erfüllt war und dergleichen Liebespfeile entsandte. Als sie
eines Tages mehr als sonst von diesen Flammen heiliger Begierden
entzündet war, vernahm sie eine himmlische Stimme, die sprach: „Sei
gegrüßt, meine liebe Tochter; wisse, dass ein einziges Messopfer Mir
ein unvergleichlich größeres Lob bereitet, wie du mir zu geben
verlangst. Höre deswegen fleißig die hl. Messe und opfere mir das
Lob derselben auf, dann kannst du deinen Herzenswunsch aufs
vollkommenste erfüllen."
10. Nun
erfasset es, andächtige Seelen, was für ein überaus hohes Opfer die
hl. Messe sein muss, da Gott, der Allerhöchste, aus ihr größere Ehre
und Herrlichkeit empfingt als aus allem Lob und Gesang aller
himmlischen Geister! Wenn der ganze Himmel unter Aufbietung aller
seiner Kräfte zum Lob und Ruhm der Allerheiligsten Dreifaltigkeit
die herrlichste Prozession anordnete, deren Hauptperson die
Muttergottes wäre, begleitet von den neun Chören der heiligen Engel
und den unzählbaren Scharen aller Heiligen und Seligen, wenn sie die
wunderbarsten Lieder sängen und auf den wohlklingendsten
Instrumenten spielten—würde diese herrliche Prozession nicht Gott zu
besonders hohem Lob und Gefallen gereichen? Wenn aber die streitende
Kirche einen einzigen Priester dazu senden könnte, der zum Beschluss
dieser Prozession eine hl. Messe zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit
lesen würde, was meinst du, dass dieser damit bewirkte? Ich sage dir
die Wahrheit, dass dieser arme Priester mit seiner einzigen Messe
der preiswürdigsten Dreifaltigkeit ein unvergleichlich höheres Lob
verschaffen würde, als diese wunderbare himmlische Prozession, u.
zw. um so viel grösser, als der Sohn Gottes grösser und höher ist
als alle Kreaturen.
11. Wie
müssen wir nun Christum loben und lieben, dass er durch Einsetzung
des hl. Messopfers uns ein so leichtes Mittel gegeben hat, die
Majestät Gottes würdig zu ehren und nach ihrer ganzen großen
Herrlichkeit zu loben! Diese Betrachtung sollte eine eifrige
Begierde in uns erwecken, die hl. Messe sooft wie nur möglich zu
hören. Dass wir schuldig sind, Gott zu loben, haben wir schon am
Anfang dieses Kapitels gesehen. Um aber diese unsere Schuldigkeit
recht zu erfüllen, müssten wir Gott erkennen in Seiner ganzen Würde
und Größe. Das ist aber keinem erschaffenen Wesen möglich, selbst
den höchsten Engeln nicht, darum können auch alle Geschöpfe
miteinander Gott niemals würdig loben. Die Menschheit Christi allein
erkennt wegen ihrer persönlichen Vereinigung mit der Gottheit
vollkommen, wie unendlich groß die Gottheit und wie unendlich würdig
sie ist, gelobt zu werden. Deshalb lobt und preist die Menschheit
Christi die Gottheit an allen Orten.
Dies tut Christus vor allem auf dem Altare unter der
Heiligen Messe in allein angemessener und würdiger Weise, weil Er
dort Seiner Menschheit nach gegenwärtig ist und in dieser das
köstliche Lobopfer zur höchsten Verherrlichung Gottes darbringt. Nun
beachte wohl: Das Lob, welches Christus aus dem Altare der Gottheit
gibt, opfert er Ihr vorzüglich im Namen derer, welche bei der
Heiligen Messe zugegen sind, und erstattet dadurch, was diesen im
Lobe Gottes nicht möglich ist. Ja Er schenkt ihnen dieses Sein Lob
Gottes, auf dass sie es der Gottheit als ihr eigenes aufopfern und
so ihre hohe Schuldigkeit vollkommen erfüllen können. Wenn nun ein
Mensch dies tut und in seinem Herzen spricht: „Mein Gott, ich opfere
Dir auf dasjenige Lob, welches Dein Sohn Dir auf diesem Altare
gibt…,“ so opfert ein solcher dem allmächtigen Gott höheres Lob, als
Ihm je alle Engel und Heiligen zu geben imstande sind; denn diese
opfern Ihm nur ein endliches und darum unvollkommenes Lob, der
Mensch aber, der die Heilige Messe anhört, opfert Ihm kein endliches
oder unvollkommenes, sondern ein göttliches und unendliches Lob.
Alles, dass wir unsere
Pflicht und Schuldigkeit im Lobe Gottes auch erfüllen mögen, wozu er
uns erschaffen und durch den wahren Glauben noch mehr berufen hat,
"in welchem wir zur Erbschaft berufen sind, damit wir zum Lobe
seiner Herrlichkeit dienten." (Eph. 1, 11f.) Solche Opfer verlangt
Gott, wie er im 49. Psalm hat sagen lassen: "Opfere Gott ein Opfer
des Lobes" und "ein Lobopfer wird mich ehren." (V 14 und 23.)
Wie sehr Gott im Himmel nach
diesem Lobe, welches sein eingeborener Sohn in der hl. Messe ihm
darbringt, verlangt, das kannst du aus der Stelle beim Propheten
Malachias (1,11) erkennen, wo Gott sagt, er habe kein Gefallen mehr
an den Opfern der Juden, "denn vom Aufgange der Sonne bis zum
Untergange wird mein Name groß werden unter den Völkern, und an
allen Orten wird meinem Namen geopfert und ein reines Opfer
dargebracht werden; denn groß wird mein Name werden unter den
Völkern spricht der Herr der Heerscharen."
12.
Damit aber dein Glaube sich nicht bloß auf meine Worte stütze, will
ich dir einige Zeugnisse frommer und gelehrter Männer hierfür
anführen. Pater Johannes de Angelis, ein hocherleuchteter Priester,
schreibt von der Heiligen Messe: „Wenn ich über die hohen
Geheimnisse der Heiligen Messe nachdenke, so scheint mir das Lob,
die Verherrlichung und die Wonne, welche Gott der Vater unter der
Heiligen Messe durch die Aufopferung Seines Sohnes empfängt, so
vortrefflich zu sein, dass im Vergleiche hierzu alle Chöre der Engel
und alle Scharen der Heiligen Ihm gleichsam kein Lob bereiten. Denn
die Werke der Kreaturen, obwohl sie edel und vortrefflich sind,
tragen nicht bei zu den Werken des Erschaffers. Wiewohl die Engel
und Heiligen Gott höchst vortreffliche Dienste leisten und auf
würdige Weise Sein Lob singen, so ist doch dasselbe gleichsam für
nicht zu achten gegen jenes Lob, welches der allerheiligsten
Dreifaltigkeit aus der Heiligen Messe erwächst. Denn da die Priester
(wie auch die Messehörenden) dem Ewigen Vater Seinen
menschgewordenen Sohn und dessen Lob aufopfern, so opfern sie Ihm
einen Gott und folglich unendliches Lob, Ehre und Dank.“ Das sind
denkwürdige Worte eines frommen und gelehrten Priesters, welche uns
deutlich zeigen, dass der allmächtige Gott größeres Lob von der
Menschheit Christi unter der Heiligen Messe als von allen Geschöpfen
des Himmels und der Erde empfange. Dass auch die Himmel unter der
Heiligen Messe Gott loben, finden wir in der Legende der Heiligen
Jungfrau Osanne, in welcher geschrieben steht, dass, als der Satan
einmal in einem betreffenden Weibe beschworen und befragt wurde, was
für eine Gewalt die Priester hätten, er geantwortet habe: „Groß, ja
sehr groß ist das Ansehen
oder die Gewalt eines Priesters; denn wenn er an dem Altar
Brot und Wein verwandelt, so öffnen sich die Himmel, und der ganze
himmlische Hofstaat steigt herab.“ Die Wahrheit dieses Ausspruches
lesen wir auch ausdrücklich in den wahren von der Kirche
gutgeheißenen Offenbarungen der hl. Brigitta: "Als einst ein
Priester bei der hl. Messe zur Wandlung kam, da schien es mir, als
wenn Sonne und Mond mit allen Sternen und Planeten, ja, der ganze
Himmel mit all seinen Kräften mit den wundervollsten Stimmen sängen.
Zu diesen kam eine unzählbare Menge himmlischer Sänger, deren
herrliche Musik zu begreifen oder gar zu beschreiben unmöglich ist.
Die Chöre der Engel schauten den Priester an und neigten sich vor
ihm mit aller Ehrerbietung. Die Teufel aber erzitterten voll Angst
und flohen voller Schrecken davon. Sobald die Wandlungsworte über
das Brot gesprochen waren, da ward die Hostie wie in ein lebendiges
Lämmlein verwandelt, das aber ein menschliches Angesicht hatte, und
alle Engel beteten es an und dienten ihm. Es waren ihrer so viele
wie Stäublein in den Strahlen der Sonne, und es war auch eine so
große Menge heiliger Seelen gegenwärtig, dass ich ihre Scharen nach
ihrer Ausdehnung in Höhe, Breite und Tiefe nicht übersehen konnte.
Sie alle priesen zugleich mit den Engeln Gott und erwiesen dem Lamme
ihre Ehre."
13.
Welch große Menge der Engel und Heiligen ist also bei der hl. Messe
gegenwärtig, was für einen herrlichen Lobgesang singen alle diese
dem allmächtigen Gott, und Sonne und Mond samt den Sternen und
Himmeln stimmen darin ein! Inmitten dieser Engel und Heiligen
stehest du, o andächtige Seele, wenn du bei der hl. Messe bist, und
hilfst ihnen, deinen Gott zu loben und zu preisen. So erwäge denn
bei dir, was für ein großes und vortreffliches Lob dem allmächtigen
Gott durch das hochwürdigste Messopfer gegeben wird; zuerst das Lob
des Sohnes Gottes, welches dasjenige aller Geschöpfe bei weitem
übertrifft; dann aber das Lob der Engel und Heiligen und schließlich
auch dein Lob und das der frommen Seelen, die zur hl. Messe
hingeeilt sind.
14.
Daraus erklärt sich nun, dass die Allerheiligste Dreifaltigkeit
durch jede hl. Messe unendlich Liebe, Lob und Ehre empfängt, und wie
ihr das Lob, das ihr von uns aus fehlt, so reichlich erstattet wird,
ja, noch mehr wie all die Schmach und Lästerung, welche täglich Gott
angetan wird, durch die hl. Messe gesühnt wird. Wenn das nicht wäre,
so wäre es gar nicht möglich, dass die Welt noch stünde, in welcher
und von welcher der allmächtige Gott täglich so grausam und so
vieltausendmal gelästert wird. Wie sehr ihm diese Lästerungen
missfallen, sagt er uns durch den Propheten Isaias (52, 5): "Was
soll ich denn hier tun, spricht der Herr—immer den ganzen Tag wird
mein Name gelästert!" Als wollte er sagen: Was soll ich mich länger
um die Welt kümmern, in welcher ich unaufhörlich geschändet,
gelästert und vermaledeit werde. Ich will deswegen von der Welt
weggehen und sie der Gewalt des Satans überlassen. Ja, ich will sie
zerstören und ihre Gotteslästerer in die Hölle hinabstürzen. -
Gewiss hätte Gott reichlich Grund und Ursache dazu, da es ja gewiss
ist, dass eine einzige Todsünde oder Gotteslästerung Grund genug
wäre, die ganze Welt zu vertilgen. Warum tut denn der gerechte Gott
dies nicht? Was hält ihn davon ab? Ich meine, dass das
allerhochwürdigste Messopfer vor allen Dingen am meisten dies Übel
verhindert. Denn wiewohl die göttliche Majestät von den Gottlosen
unaufhörlich gelästert wird, so wird eben diese göttliche Majestät
von den Priestern unaufhörlich durch Aufopferung so vieler tausend
täglicher Messen gepriesen und von Christus selbst nach aller
Würdigkeit gebenedeit. Dieses Lob Christi und der Priester
übertrifft bei weitem alle Lästerungen der Bosheit und leistet Sühne
für die Schmach, welche Gott von den Lästerern zugefügt wird.
Haben
wir denn also nicht allen Grund, ja, sind wir nicht verpflichtet,
Christo von Herzen zu danken, dass er uns aus lauter Güte die hl.
Messe eingesetzt hat, durch welche die Welt in ihrem Bestande
erhalten wird, durch welche die Gotteslästerer vor der Verdammnis
zur Hölle bewahrt werden, durch welche unsere Versäumnisse im Lobe
Gottes ersetzt werden und der unendliche Gott aufs allerwürdigste
gelobt, gepriesen und geehrt wird?
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